Studie: Online-Händler stoßen an ihre Grenzen

Lieferzeiträume 2018 deutlich gestiegen

Das Online-Fulfillment der Modeindustrie stößt an ihre Kapazitätsgrenzen. Dies zeigt eine aktuelle Studie der Unternehmensberatung Kurt Salmom, einem Teil von Accenture Strategy. Im Rahmen der Studie wurden bei über 60 deutschen Händlern und Marken Bestellungen aufgegeben, retourniert und analysiert. Während vor Weihnachten 2017 die Lieferzeit noch 3,1 Tage betrug, mussten Kunden im Vergleichszeitraum 2018 rund 4,8 Tage auf ihre Bestellungen warten.

„Die Ergebnisse bestätigen, was manche schon im Vorfeld befürchtet haben. Handel, Marken und Dienstleister sind mit ihrem Fulfillment vielfach nicht darauf vorbereitet, die hohen und weiter steigenden Kundenerwartungen an die Lieferzeit bei gleichzeitig wachsenden E-Commmerce-Mengen erfüllen zu können“, so Dr. Sven Kromer, Partner bei Kurt Salmon.

Auch Click & Collect-Nutzer waren von längeren Wartezeiten betroffen. In diesem Bereich stieg die Wartezeit von drei auf fünf Tagen an. „Mehr als 90 Prozent der Händler kommissionieren dabei die Waren für E-Commerce-Aufträge weiterhin im Logistikzentrum. Pick & Pack in der Filiale würde die Lieferzeiten deutlich verkürzen. Dafür müssen aber in der Filiale Kapazitäten geschaffen sowie die Prozesse und Anreize klar definiert werden. Zudem stellt die ungenügende Transparenz über Filialbestände oftmals noch eine Hürde dar“, erläutert Kromer weiter.

Wenig Lieferungen fristgerecht

Die Studie gab außerdem bekannt, dass nur rund 60 Prozent der Bestellung innerhalb des angegebenen Zeitraumes ankamen. Ein Viertel der Händler informierte bereits bei der Bestellung über eine verzögerte Lieferzeit. Ein Drittel davon konnten auch den verlängerten Zeitraum nicht einhalten. Die Ursache dafür liege laut Kromer insbesondere in der Logistik der Modeunternehmen.

„Lieferzuverlässigkeit und -schnelligkeit sind die zentralen Herausforderungen. Ursächlich dafür sind sowohl die Kapazitätsprobleme in den Lägern als auch auf der letzten Meile. In den vielfach manuell betriebenen Lägern fehlen Arbeitskräfte, die Automatisierung hinkt hinterher. Gleiches gilt bei der letzten Meile – nur, dass hier die Automatisierung noch nicht serienreif ist und zudem das Infrastrukturproblem nicht löst. Dort fehlen intelligente Systeme, die die individuellen Präferenzen und Zahlungsbereitschaften der Kunden viel besser berücksichtigen. Wenn ich einen Flug buche, bekomme ich nach zwei Minuten schon wieder einen anderen Preis angezeigt, aber in der Logistik gibt es maximal eine Flatrate, Standard und Express“, erklärt Kromer.

Die Studie empfiehlt dafür die Echtzeit-Bestandstransparenz entlang der Supply-Chain. Somit könnten die Kosten und die Leistung der logistischen Kette optimiert werden. Einige Händler haben diese Lösung bereits erkannt und umgesetzt: 2017 informierten 28 Prozent der Modeanbieter im Online-Shop über die Verfügbarkeit eines Artikels in einer Filiale. Nun kann dieses fast bei jedem zweiten Händler angefragt werden. Zudem ist bei jedem fünften Shop ersichtlich, wie viele Teile vorrätig sind oder ob die Verfügbarkeit gering oder hoch ist.