Seismograph über Import und Export
Handel mit Großbritannien geht zurück
Das Softwareunternehmen AEB und das Institut für angewandte Logistik (IAL) der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt haben gemeinsam eine Studie über den Handel mit Großbritannien verfasst. Am 29. Oktober wurde der „Export-/Import-Seismograph Deutschland (ESD/ISD) veröffentlicht. Laut den Ergebnissen stützt der Handel zwischen Deutschland und Großbritannien im Hinblick auf die analysierten deutschen Außenhandelsströme ein. Grund dafür ist ein benötigter Umbau der Supply Chain aufgrund anfallenden Handelszöllen durch den Brexit.
Vorwirkungen des Brexits
Obwohl Großbritannien offiziell noch nicht aus der EU ausgestiegen ist, machen sich die Auswirkungen auf den deutschen Handel schon jetzt bemerkbar. Laut dem ESD/ISD sanken die deutschen Exporte nach Großbritannien im ersten Halbjahr 2018 um 81 Prozent auf 8,7 Tonnen. Dabei wurde das Gewicht der Exporte mit dem des Vorjahreszeitraumes verglichen. Von Großbritannien nach Deutschland sank das Gewicht der Exporte um 15,2 Prozent auf 7,6 Millionen Tonnen Güte verglichen zum ersten Halbjahr 2017.
Neue Lieferanten benötigt
„Die Delle im Handel mit Großbritannien verdeutlicht die Herausforderungen, mit denen Unternehmen sich konfrontiert sehen, wenn Handelsgrenzen aufgebaut werden: Supply Chains müssen umgebaut werden, um weiter im Wettbewerb bestehen zu können“, so Prof. Christian Kille vom Institut für Angewandte Logistik (IAL) der Hochschule Würzburg-Schweinfurt.
„Deutsche Unternehmen suchen Alternativen zu ihren britischen Lieferanten und probieren diese bereits aus. Das gilt auch für zahlreiche britische Unternehmen, die gleichzeitig ihre Produktion zurückfahren, weil sie nach dem Brexit weniger Absatzchancen in der EU sehen“, ergänzte Dr. Ulrich Lison, Außenwirtschaftsexperte bei dem Softwarehaus AEB.
Zwei Bereiche besonders betroffen
Zuvor haben deutsche und britische Unternehmen insbesondere in der Chemie- und Kfz-Industrie verstärkt zusammengearbeitet. Der Export in der chemischen Industrie nach Großbritannien verkleinerte sich um 21 Prozent. Nach Deutschland wurden 5,5 Prozent weniger Güter verschifft. Auch die Automobil-Branche zeigt ein ähnliches Bild: Bei Kfz-Teilen sank der Export um 9,3 Prozent und der Import um 6,8 Prozent. Das Absinken könnte sich in Zukunft sogar verstärken. „Die bisherigen Rückgänge sind nur ein Vorgeschmack darauf, wenn nach dem Brexit Zölle und längere Lieferzeiten aufgrund von Zollformalitäten die bisherige Arbeitsteilung unwirtschaftlich machen“, prognostiziert Lison.
Geschäft mit den USA floriert
Insgesamt läuft der deutsche Außenhandel trotzdem gut. Obwohl Strafzölle verhängt wurden, sind Exporte und Importe mit den USA gestiegen. Obwohl die EU Strafzölle auf Importe wie Bourbon und Motorräder erhob, wurden 20 Prozent mehr Güter eingeführt. Daher vermutete AEB, dass deutsche Importeure vor der Gültigkeit der Zölle im Juni nochmal kräftig aufstockten.
Die Exporte, basierend auf dem Gewicht, vermehrten sich im ersten Halbjahr 2018 um 3,2 Prozent auf 218 Millionen Tonnen und die Importe um 1,9 Prozent auf 332 Millionen Tonnen. Die Importe aus den USA wuchsen sogar um 19,9 Prozent auf 9,7 Millionen Tonnen und die Exporte in die USA um 5,7 Prozent auf 4,9 Millionen Tonnen.
Handel mit Türkei verschlechtert
Im Hinblick auf die Türkei verläuft der Handel nicht vollkommen positiv. Aufgrund der Schwäche des türkischen Liras im ersten Halbjahr 2018 verringerten sich die Exportmengen verglichen zum Vorjahreszeitraum um 4,3 Prozent auf 2,2 Millionen Tonnen. Dadurch sind die deutschen Waren für die türkischen Kunden teurer geworden, für die deutschen Kunden hingegen wurden türkische Waren günstiger. Die Importe aus der Türkei nach Deutschland stiegen daher um 9,2 Prozent auf zwei Millionen Tonnen an. Insbesondere Stahlprodukte, Metallteile sowie Obst und Gemüse wurden vermehrt von deutschen Händlern eingekauft.
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