Lkw-Test zur Vorbereitung auf harten Brexit

Knotenpunkt Dover betroffen

Die Küstenstadt Dover ist die wichtigste Verbindung zwischen Großbritannien und dem europäischen Festland. Rund 10.000 Lkw befahren die Strecke täglich, aktuell noch problemlos ohne Grenzkontrolle. Dies könnte sich nach dem Brexit jedoch ändern.

Erste Studien haben die Auswirkungen des Brexits auf den Knotenpunkt Dover untersucht. Das Ergebnis: Die Stadt würde im Chaos versinken. Die britische Regierung möchte sich nun auf den Ernstfall vorbereiten und hat die Situation eines ungeordneten EU-Austritts nachgestellt. Mit 89 Lastkraftwagen wurde getestet, wie der Zusammenbruch des Verkehrs verhindert werden kann. Dies wurde von Spiegel Online berichtet.

Für den Test wurde eine Strecke festgelegt: Der Lkw-Konvoi startete am stillgelegten Flughafen im benachbarten Manston und fuhr bis zum Hafen von Dover und anschließend wieder zurück. Das Flughafengelände soll eingesetzt werden, um Staus entgegenzuwirken. Der Test kostete den Inselstaat rund 50.000 Pfund.

Test in der Kritik

In Großbritannien erhielt der Test keine Befürwortung. „Das ist eine Farce auf Kosten der Steuerzahler“, meint die liberaldemokratische Abgeordnete Layla Morgan. Der Test könne die EU nicht davon überzeugen, dass sich Großbritannien auf einen harten Brexit vorbereitet habe.

Auch der konservative Abgeordnete Charlie Elphicke kritisierte: „Weniger als hundert Lkw sind wie ein Tropfen im Ozean, angesichts der 10.000 Lastwagen, die jeden Tag den Hafen passieren.“ Weiterhin sagte er, die Regierung könne die Lkw nicht wie bei einer wilden Gänsejagt durch kurvenreiche und einspurige Straßen durch Dörfer wie Kent schicken.

Ebenfalls die Road Haulage Association, ein Handelsverband für Straßentransport, sprach sich gegen den Versuch aus. Der Test starte viel zu spät und sei zu klein, um auf den Ernstfall mit Tausenden von Lkw vorzubereiten.

Erwartung von langen Staus

In Dover durchlaufen 17 Prozent des Warenhandels von Großbritannien den Knotenpunkt. Zuvor wurden für einen Lkw rund zwei Minuten für die erforderlichen Formalitäten gebraucht. Schon alleine zwei Minuten mehr für jede Abfertigung werden Staus von über 27 Kilometern verursachen.

Zum 29. März scheidet Großbritannien aus der EU aus. Dann läuft bis 2021 eine Übergangsphase. Am 15. Januar soll im britischen Parlament ein Votum zu dem hochumstrittenen Brexit-Deal stattfinden. Viele sind mit den Details des ausgehandelten Austrittsabkommens nicht einverstanden. Die Abstimmung soll eventuell auf einen anderen Tag verlegt werden. Der Handel zwischen Deutschland und Großbritannien ist laut Studien jedoch bereits zurückgegangen.