Studie zur Zukunft der Stadtlogistik

Bürger wünschen Liefer-Kooperationen

Der Lkw-Hersteller Man hat gemeinsam mit Volkswagen Nutzfahrzeuge und dem Marktforschungsinstitut Kantar eine Befragung zur Zukunft der Stadtlogistik durchgeführt. „What Cities want“ wurde auf der diesjährigen IAA Nutzfahrzeuge in Hannover vorgestellt.

Die Studie wurde von 30 Teilnehmern, unteranderem Bürger, politische Entscheider und Experten, erstellt. Es wurden vier Szenarien entwickelt, welche von rund 1.800 Bürgern und 175 Bürgermeistern bewertet wurden. Laut den Ergebnissen sind die Bürgermeister deutlich für eine „Logistik-Kooperative“. Die Bürger entschieden sich knapp dafür.

Gebühren bei Nicht-Kooperation

Bei der beliebtesten Lösung regen die Städte die Paketdienste dazu an, freiwillig miteinander zusammenzuarbeiten. Falls Dienstleister nicht kooperieren wollen, müssen sie Gebühren für die Stadt- und Straßennutzung zahlen. Zudem werden Strafen auferlegt, wenn Logistiker mit geringer Auslastung fahren. Durch die Zusammenarbeit brauchen die Paketdienstleister weniger Fahrer und keinen eigenen Fuhrpark. Die Kommune errichtet eine Zentrale für die Stadtlogistik, in der sich die Dienstleister zusammentun können.

Die Fahrzeuge beliefern Mini-Auslieferzentren in den einzelnen Stadtteilen. Dafür können beispielsweise Räume von Einzelhändlern, leerstehende Gebäude oder Container, die in Parkhäusern untergebracht sind, genutzt werden. Von den Zentren aus werden die Waren mit Hilfe von E-Bikes den Empfängern zugestellt oder diese können sie selbst abholen.

Belohnungssystem für Bürger

Den Bürgern werden Anreize in Form von Belohnungen geboten, wenn sie kooperieren und Bestellungen gesammelt aufgeben sowie abholen. Dafür muss das Einverständnis bestehen, dass ihre Daten bei einem Online-Einkauf an die Stadtlogistik-Zentrale übermittelt werden dürfen. Die Zentrale organisiert die Sammelzustellung an einen Empfänger, an einen Block oder eine ganze Straße. Ein weiterer Anreiz ist, dass Steuern je nach Höhe der Sammelbestellungen erstattet werden.

Weiterhin sollen an den Häusern Paketkästen installiert werden. Alternativ können Bewohner, die tagsüber zu Hause sind, eine private Annahmestelle errichten. Auch hier wird die Zustimmung der jeweiligen Empfänger benötigt.

Dieses Szenario war in Städten mit bis zu 500.000 Einwohnern sowie in der Altersklasse über 50 Jahren besonders beliebt. In größeren Städten bestand der Zweifel, dass die Freiwilligkeit und Gemeinschaft funktioniert. Zudem waren die Teilnehmer unter 40 Jahren weniger bereit, ihre Online-Käufe mit anderen abzustimmen und sahen dies als Einschränkung.

Weitere radikalere Szenarien

Die Studie bietet zudem drei weitere Szenarien. Es wird ein Fall dargestellt, in dem die Städte die private Paketzustellung von einem kommunalen Logistikservice übernommen wird. Dieser wird somit zu einer öffentlichen Dienstleistung. In einem weiteren Szenario fungieren die Städte als Innovationslabor und geben Partnern aus der Industrie und Digitalwirtschaft die Möglichkeit, neue Konzepte zu testen. Ein Beispiel ist Pakete in öffentlichen Verkehrsmitteln zu transportieren. In dem dritten Szenario werden Waren- und Personenströme komplett unter die Erde verlagert. Hierzu müsste das U-Bahn-System ausgebaut werden. Dieses Szenario war das am wenigsten beliebteste.